Konrad Mautner (1880–1924)Konrad Mautner half, die schon zur Jahrhundertwende bedrohte Volkskultur des Ausseerlandes und damit die Identität seiner Menschen zu retten.
Konrad war das zweitälteste ihrer vier Kinder. Stefan, der Älteste, Erbe des väterlichen Unternehmens, machte sich auch als Schriftsteller, Maler und Graphiker einen Namen. Ebensolches Talent hatten die Schwestern Katharina und Marie geerbt. Einige von Maries Bildern hängen heute noch in Gößl, im Saal des Veit´schen Gasthofes, wo die Mautners lange Jahre ihre Sommerfrische verbrachten und in der Gößler Dorfkirche. Der junge Konrad war schon Arthur Schnitzler aufgefallen: „Conrad Mautner, Bub von fünfzehn Jahren, großes Talent", schrieb Schnitzler 1895 in sein Tagebuch. In Gößl wurde der Veit Sepp, eines der fünf Wirtskinder, Konrads bester Freund. Von ihm, dessen Geschwistern, vom alten Wirt Hias selbst und von vielen anderen Gößlern hörte Konrad all die Gstanzln, Jodler, Lieder und Gasslreime, die er in einer der außergewöhnlichsten Volksliedersammlungen deutscher Sprache zusammenfasste: 1910 erschien das „Steyerische Rasplwerk, Vierzeiler, Lieder und Gasslreime aus Goessl am Grundlsee".
Der Vater, Isidor Mautner akzeptierte die Ambitionen seines Sohnes, kaufte ihm sogar das kleine Kanzler-Haus in Gößl. Konrad selbst erwarb später noch ein großes altes Haus in Grundlsee. Sein Herz aber hing an Gößl. „Dort – und nur dort – war er wirklich zu Hause", schrieb der steirische Volkskundler Victor von Geramb. „Wenn er, eine Pfeife rauchend, mit den Holzknechten am Herde der 'Hruaßkuchl' der alten Eggin sitzen durfte, schien er wunschlos glücklich zu sein. Mit jedem Einheimischen verband ihn das trauliche Du und mit seinen Grundlseer Altersgenossen ein wahrhaft brüderliches Verhältnis. In Freud und Leid, in Spiel und in Abenteurern, im Holzschlag und auf dem See, in der Almhütte wie im Wirtshaus lebte der 'Hrad' (Konrad) unter und mit ihnen völlig als ihresgleichen. Er sprach ihre Mundart genau wie sie selbst, er trug ihre Tracht, er 'jagerte', fischte, fuhr Plätten und Holzschlitten wie sie, er sang und 'jugizte', tanzte, 'paschte', liebte, rauchte und arbeitete mit ihnen und wie sie." „Man wird in seinen Schriften auch nicht die Spur jener seichten und kitschigen 'Almbleamerl'–Seligkeit finden, die den Ergüssen bloßer 'Liebhaber' oft so unangenehm eignet", schrieb Geramb über den Freund. „Tracht ist nicht, wie oft vermutet wird, Ausdruck und Relikt der Ära von Blut, Boden und Rasse, sonder des Protests gegen diese", hat Hans Weigel den Unwissenden und denen, die wissentlich gegen die Tracht polemisieren, geantwortet. „Sie ist auch durchaus keine Uniform, sonder deren Gegenteil, ist Ausdruck des extremen Individualismus und nicht nur von Tal zu Tal, sondern sogar von Ort zu Ort, von Dorf zu Dorf verschieden. Anderswo ist sie nicht immer und unbedingt stilrein, ist modisch degeneriert, konfektioniert. Hier in Bad Aussee befinden wir uns in einer ihrer Hochburgen." |