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Camillo Castiglioni (1879–1957)Das Prachtanwesen, beim Seehotel auf der gegenüberliegenden Seeseite, trägt seinen Namen:
„Villa Castiglioni“. Camillo Castiglioni war eine schillernde Figur zu seiner besten Zeit zwischen 1920 und 1935. Der Sohn eines Triestiner Oberrabbiners war ein ausgewiesener Wirtschaftsfachmann und Industrieller. Er brachte es schon vor dem ersten Weltkrieg zu großem Reichtum, war Alleineigentümer von BMW und schon mit 25 Jahren Vorstand von Semperit. Seine BMW-Motoren waren die Triebwerke der damals in Entwicklung befindlichen Flugzeuge. Dadurch war er auch Pionier in der Flugzeugindustrie. So war er auch der erste Mensch, der mit einem Luftschiff um den Stephansdom fuhr. Nach dem ersten Weltkrieg verhalf ihm die Zeit der Inflation zu noch größerem Reichtum und er war zeitweise der reichste Mann in Österreich oder gar Europas. 1920 kaufte er die von Dr. Franz Ritter von Winniwarter errichtete Villa am Grundlsee, wo er sich mehrfach im Jahr aufhielt. Als Mäzen von Max Reinhardt trafen sich hier auch Künstlerfreunde wie Richard Strauß und Hugo von Hofmannsthal, um unter anderem auch hier in Grundlsee die Gründung der Salzburger Festspiele zu besprechen. Castiglioni gehörte als österreichischer Staatsbürger einer Verlierernation an. Daher beantragte er die italienische Staatsbürgerschaft, die ihm, seiner Abstammung wegen, auch gewährt wurde. Er mischte in der Politik mit und genoss bald im Bankgeschäft als Spekulant einen zweifelhaften Ruf. In Karl Ausch’s Buch „Als die Banken krachen gingen“ findet Camillo Castiglioni oftmals Erwähnung. Als es begann, mit seinem Imperium zu Ende zu gehen, schenkte er die Villa seiner Frau Iphigenie (Buchmann) einer Schauspielerin, um die Liegenschaft zu retten. Iphigenie jedoch verließ Ihren Mann als sie seine Lage erkannte in Richtung Amerika, um dort ihre Schauspielerkarriere wieder aufzunehmen und verkaufte die Villa an einen Schweizer Kaufmann. Camillo flüchtete schließlich zuerst in die Schweiz und später nach Italien. Nach dem zweiten Weltkrieg gewann er nochmals einen Prozess gegen Jugoslawien und Marschall Tito wegen einer Vermittlungsprovision, wodurch er nochmals zu einem – wohl vergänglichen – Wohlstand kam. Er starb schließlich 1957 als völlig unbekannte Person in Rom. Buchempfehlung: Reinhard Schlüter: „Der Haifisch“ |