Die HörbigersIn Wiener Schauspielerkreisen sprach es sich herum, dass Grundlsee ein Ort sei, in dem man den Sommer angenehm verbringen konnte. Ludwig Gabillon machte um 1875 im Ortsteil Kreuz den Anfang. Ihm folgte bald darauf Josef Kainz, der beim Schachner auf Gößl Nr. 4 Quartier nahm.
Immer wieder spielte die Familie Isidor Mautner eine große Rolle. Paul Kalbeck, damals ein bekannter Theaterregisseur, heiratete Marie Mautner, die Schwester von Konrad, die alle bekanntlich in Gößl beim Veit ihre Sommerfrische genossen. Max Reinhard ging mit Hugo von Hofmannsthal bei Camillo Castiglioni aus und ein. Max Reinhard und Paul Kalbeck waren Mitte der 1920er Jahre große Förderer der jungen Nachwuchsschauspieler Paula Wessely (1907–2000) und Attila Hörbiger (1896–1987). Als die beiden in den 1930er Jahren ihre Engagements bei den Salzburger Festspielen bekamen, folgten sie dem Beispiel ihrer Mäzene und schlugen ihr Sommerdomizil in Gößl auf. Zuerst beim Ötzer auf Gößl 15 und später in der Rothvilla. Attila, ein leidenschaftlicher Autofahrer, fuhr mit Paula zu den Proben und Aufführungen nach Salzburg und danach wieder zurück nach Gößl, wo sie den Erzählungen nach glückliche Tage verbrachten. 1936 kam die älteste Tochter Elisabeth zur Welt. Elisabeth Orth, heute Doyenne des Wiener Burgtheaters, hat ihre ersten Lebensjahre mit ihren Eltern in Gößl verbracht. In ihrem Essay „An meine Gegend“ beschreibt sie Erinnerungen in Form einer literarischen Allegorie „Das Gößllied“. Elisabeth hat ihre „Seelenlanschaft“ in den 1990er Jahren wiedergefunden, als sie von Klaus Maria Brandauer dazu ermutigt wurde in der Reihe „Poesie im Ausseerland“ Lesungen zu halten. Ich hatte die Ehre und das Vergnügen, sie bei den Veranstaltungen zu begleiten. So erlebte ich ihre Begeisterung, als sie den Veranstaltungsort „Villa Castiglioni“ betrat und die Aussicht auf den See mit dem Ausruf „Was! Hier darf ich lesen!“ genoss. Sie kannte natürlich die Rolle, die Castiglioni im Leben ihrer Eltern spielte – womit sich ein Kreis geschlossen hatte. Sie verbrachte nun auch einige Sommer im Ausseerland, traf sich öfter mit ihrer Jugendfreundin Marianne Kalbeck (der Tochter von Paul und Marie) und baute ein Sommerhaus im Ortsteil Lerchenreith in Bad Aussee. Heute nutzt das Haus überwiegend ihr Sohn Cornelius Obonya. Autor: Hermann Rastl Literaturhinweise: Georg Markus: Die Hörbiger’s – Biografie einer Familie, Amalthea 2006 Elisabeth Orth über das Ausseerland: An meine Gegend, Alpenpostverlag 1995 Verwendung der Fotos mit Erlaubnis des Alpenpost-Verlages |